Nimm Dir Zeit

Es gibt jede Menge Inspirationen im täglichen Leben, die unsere Gedanken in Wallungen bringen und uns über mögliche Projekte nachdenken lassen. Sei es ein Ort, eine Person, eine bestimmte Situation, ein Gefühl oder auch nur ein Gegenstand, wie in meinem Fall, eine simple Brille.

Versuche in Erfahrung zu bringen, was genau Dich daran fesselt und nicht mehr loslassen möchte. Das ist bereits die halbe Miete. Bei mir war es die auffällig rote Farbe, die Lamellen und die Tatsache, dass eine Brille uns sehr stark von der Person ablenkt und uns einen doch sehr anonymisierten, eingeschränkten Eindruck vermittelt.

Die Idee war geboren. Rot, auffällig und dennoch anonym.

Setze Deine Idee ins richtige Licht. Entscheide was wichtig und was unwichtig ist.

Akzente setzen

Hier geht es nicht um die richtige Lichtsetzung. Regeln sind da, um gebrochen zu werden. Aber um Regeln brechen zu können, ist die Kenntnis derer eine zwingende Voraussetzung.

Anonymität verbinden viele, so auch ich, mit der Farbe Schwarz. Damit fiel meine Entscheidung auf einen schwarzen Hintergrund, um die Stimmung entsprechend anzupassen. Der Hintergrund im Studio ist allerdings Weiss und ein umstreichen kam nicht in Frage. Klar hätte ich zu einem schwarzen Backdrop greifen können aber ein gerichtetes Licht erfüllt hier auch den Zweck.

Als Hautlicht wählte ich einen Beauty-Dish mit einer weissen Innenbeschichtung. Ich liebe einfach diesen Lichtformer, der gerade in der Beauty und Fashion Fotografie, ein wundervolles Licht zaubert. Als Gegenpart kam ein Reflektor zum Einsatz. Da der Hintergrund Schwarz sein sollte, musste ich mir auch überlegen, wie sich das Model von diesem abheben lassen würde und wählte hierfür zwei Striplights. Diese betonen die Konturen des Models und tragen somit zur Trennung von Model und Hintergrund bei.

Was nicht passt, wird passend gemacht und das sollte lieber vorher als nachher in Post geschehen.

Pre statt Post

Was Du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.

Das was Du vorher bereits auf dem Bild richtig machst, erspart Dir Zeit in der Nachbearbeitung und führt bei Weitem zu besseren Ergebnissen.

Mir war von Anfang an klar, dass das Hauptaugenmerk die Brille sein sollte. Somit musste ich alle unwichtigen Gegebenheiten ausblenden, um den Blick des Betrachters auf die Brille zu ziehen. Ein simples Color-Key, indem das Schlüssel-Element farbig und der Rest schwarz-weiss dargestellt wird, habe ich aber generell ausgeschlossen. Dennoch sollte das Rot der Brille, als farbiges Element, einzig sein.

Die Wahl eines farblosen Hintergrunds (in diesem Fall Schwarz) wurde bereits getroffen. Da ich aber keine weiteren Farben im Bild haben wollte ausser das Rot der Brille und die Haut bekanntermaßen nicht farblos ist, musste eine Lösung her. Und was ist simpler als Farbiges zu überstreichen? Kurz gesagt, das Model hat die Bekanntschaft mit dem Farbeimer gemacht und wurde kurzum mit schwarzer Theaterfarbe angemalt.

Es gibt keine Regeln in der Fotografie, um seine Ideen zu verwirklichen.

Befreie deinen Geist

Damit will ich sagen es gibt kein Richtig oder Falsch. Du solltest Dir nur vorher Gedanken machen welche Wirkung Du erzielen möchtest, wie Du diese umsetzen und auf andere übertragen kannst.

Der beste Weg aber ist nicht der, sich 90% seiner Zeit damit zu beschäftigen die richtige Idee zu finden und sie umzusetzen, sondern Bilder zu machen und aus den möglichen Fehlern zu lernen. Zu verstehen wie man zu welchen Resultaten kommt und diese auch konsequent reproduzieren zu können.

Der wichtigste Punkt sich in der Fotografie zu verbessern ist jedoch der seine Werke zu teilen.