My MOVI Moment

Je eindeutiger der Titel, umso vielfältiger die Bedeutung – Mobile Movie Making.

In Zeiten von YouTube und Low-Budget Filmproduktionen, ist der Einsatz von DSLRs sowie Mirrorless Cameras nicht unüblich. Auch bei großen Hollywood Blockbuster kommt immer mehr „Low-Budget“ Equipment zum Einsatz, gerade als B-Roll Footage mit 120 oder 240 FPS (und mit Low-Budget Equipment ist der Vergleich zur ARRI oder RED gemeint). Unüblich bei Filmproduktionen jeglicher Art, mit Ausnahme von YouTube, ist jedoch der Einsatz von Smartphones.

Okay, bevor ich näher darauf eingehe, ist es wichtig zu wissen, dass ich kein Botschafter bin, weder für Freefly noch für Moment. Mir wurde es nicht zur Verfügung gestellt, ich habe es mir selbst gekauft und – Spoiler Alarm – bin absolut begeistert.

Kurz vorweg

Das Rad wurde hier nicht neu erfunden. 3-Achsen Stabilisierer sogenannte Gimbals sowie Aufsteck-Objektive für Smartphones gibt es jetzt bereits seit geraumer Zeit und gewinnen immer mehr an Beliebtheit, sei es für YouTube oder für sozialen Medien wie Instagram, Facebook und Konsorten.

Auch die Kameras in unseren Smartphones sind nicht zu unterschätzen. Trotz der kleinen Sensoren übertreffen sich die Hersteller stetig von Jahr zu Jahr in Sachen Qualität (1080p, 4K) und Funktionen (24/30/60/120, ja sogar 240 FPS). Aufgrund der kleinen Bauweise jedoch sind diese beschränkt was die Linsen anbelangt.

Hier kommt Moment ins Spiel

Moment ist ein Hersteller von Aufsteck-Objektiven für Smartphones, welche mit Hilfe einer entsprechenden Hülle vor der Smartphone-Kamera befestigt werden. Dieses ermöglicht diverse Brennweiten, unabhängig von der, der eingebauten Kamera, zu verwenden. Das Repertoir, das Moment derzeit zu bieten hat, ist sehr umfangreich. Beginnend bei dem Macro über das Wide 18mm, dem Tele 58mm, einem Superfish, bis hin zu dem neuen Anamorphic* Objektiv, auf welches ich hier in diesem Beitrag eingehen werde.

"Die beste Kamera ist gerade die, die man dabei hat."

– Eliott Erwitt

The Anamorphic Lens

* Das anamorphotische Verfahren ist eine Art der Aufzeichnung von Filmen mit speziell konstruierten Kamera-Optiken, sogenannten Anamorphoten. Sie dient dem Zweck, ein besonders breites Bild zu erzeugen, das der menschlichen Wahrnehmung näher kommt als etwa das 4:3-Filmformat. Statt das Bild oben und unten zu beschneiden und dadurch Auflösung zu verlieren, verzerren die anamorphischen Linsen zum Rand hin. Bei der Wiedergabe findet dann eine entsprechende Entzerrung statt.
(Quelle: Wikipedia)

Dieses Breit-Bild im 2.39:1-Format schmeichelt nicht nur dem Auge, sondern macht das Video zudem noch interessanter. Vielleicht liegt es auch daran, dass dieses Format in den meisten Kinofilmen verwendet wird oder das wir dem 16:9 Format überdrüssig sind. Hierbei sei gesagt, dass das 16:9 Format, welches sich seit Jahren als Standard durchgesetzt hat, lediglich ein Kompromiss darstellt. Der eigentliche Zweck war und ist, das 4:3 sowie das 2.39:1 Format in einem Format zu vereinen, sodass auf einem TV beide Formate abgespielt werden können ohne das jeweilige Format zu beschneiden.

Eine weitere Eigenschaft liegt im Bokeh und in den Lichtreflexionen. Aufgrund der Verzerrung wirkt das Bokeh eher Oval im Vergleich zum „normalen“ kreisförmigen. Bei der Art und Weise, wie das Objektiv Licht reflektiert, scheiden sich die Geister. Die einen mögen es, die anderen nicht. Ein Verfechter hiervon ist definitiv der Regisseur J. J. Abrams. Mit Filmen wie Super 8, Mission: Impossible und Star Wars kreierte er somit sein Markenzeichen. Auch Michael Bay machte sich dieses in dem Film Transformers zu Nutze.

Diese Eigenschaften mit einem Smartphone nutzen zu können, um einen ähnlichen Look zu kreieren, ist einfach gigantisch. Der Preis der anamorphen Linse von Moment, ist nicht gerade günstig aber im Vergleich zu den großen Kamera-Objektiven, die mit 30.000 EUR und aufwärts gehandelt werden, ein Schnäppchen.

Optik ist nicht Alles

So mächtig die Wirkung eines Objektivs auch sein mag, so unglaublich unspektakulär kann es werden, wenn es um die Bewegung geht. Um einen Film-Look bzw. eine solche Atmosphäre zu erzeugen, gehört nebst einer Kamera, dem Objektiv, Ton, Musik, Licht, Bearbeitung, Schnitt und Special Effects auch die Art der Kameraführung. Nicht umsonst gibt es die Begriffe wie Tilt, Pan und Roll, um nur einige zu nennen. Die Führung der Kamera trägt somit ebenso zum Storytelling bei, wie alle anderen Komponenten.

Selbstverständlich gibt es auch hier Ausnahmen, wo ein unruhiges Bild bevorzugt wird. Gerade bei Action Szenen oder bei Explosionen. Die Wahl, ob stabilisiert oder nicht, hängt somit immer damit zusammen welche Stimmung und mit welcher Intensität dem Zuschauer übermittelt werden soll.

Anders ist nicht gleich schlecht – Hello MOVI

Wir kennen alle die typischen 3-Achsen Stabilisierer wie z.B. den DJI Osmo Mobile. Ein gängiger Einhand-Stab Stabilisierer. Der MOVI hingegen ist in dieser Richtung anders…

Freefly Systems ist ein renommierter Hersteller für diverse Arten von Kamera Robotern für große Filmproduktionen, wie dem MōVI Pro, MōVI Carbon, MōVI XL und den Alta. 3-Achsen Stabilisierer ausgelegt für schweres Geschütz zu Lande und in der Luft. Mit dem MOVI Camera Robot steigt Freefly in den Gimbal-Markt für Smartphones mit ein und profitiert von dem bereits fundierten Know-How und der ausgereiften Technik sowie der Verarbeitung der großen Brüder.

Wie Eingangs bereits erwähnt wurde das Rad nicht neu erfunden, jedoch mit viel Know-How, Erfahrung und Leidenschaft verbessert. Die Handhabung dieses „Gimbals“, ich nenne ihn – wie auch Freefly – lieber Camera Robot (CR), ist mehr als intuitiv. Er läßt sich mit zwei Händen bedienen/steuern, sodass eine noch präzisere Steuerung ermöglicht wird. Abgesehen davon sind die Motoren den der gängigen Gimbals bei Weitem überlegen. Durch das optional erhältliche Gegengewicht, welches den Einsatz von Aufsteck-Objektiven sowie zusätzlichen Filtern ermöglicht, wird der MOVI optimal ausbalanciert. Im Vergleich zu seinen Konkurrenten gibt es keinen, der eine solche Lastenverteilung, bauartbedingt, so ausgleichen kann.

Um alle Funktionen jedoch nutzen zu können, ist der Einsatz der MOVI App unabdingbar. Ja, sie hat viele Funktionen – ich persönlich aber tendiere eher, aufgrund der besseren Einstellungsmöglichkeiten, zur Filmic Pro App.

Unabhängig davon und auch unabhängig vom Preis des MOVI, ist dieser für mich der zur Zeit beste Gimbal für ein Smartphone den man auf dem Markt bekommen kann.

Mein Fazit

Mit der Überschrift „My MOVI Moment“ (My movie moment / Mein Film Moment) beginnend möchte ich auch mein Fazit ziehen.

Das ist wirklich mein „Movie Moment“. Als Fotograf ist man immer häufiger der Situation ausgesetzt, seinen Kunden nebst Fotomaterial auch Videos ausliefern zu müssen. Dieses Setup ermöglicht es mir, mit „wenig Budget“, eine doch sehr hochwertige Qualität zu liefern. In den meisten Fällen sogar mehr als benötigt. Sei es bei Werbekampagnen, Hochzeiten oder auch Behind the Scenes Aufnahmen.

Auch Privat profitiere ich von diesem Setup. Es ist klein, leicht und sehr portabel. Und wie in dem Zitat von Eliott Erwitt so schön gesagt: „Die beste Kamera ist gerade die, die man dabei hat.“, kann ich es nur bestätigen. Denn das Tool, was man immer dabei hat, ist sein Smartphone. Ich kann es kaum erwarten das 18mm Wide zu testen und den Rest der Moment Linsen.

Es ist nicht billig aber jeden Cent wert. Für den reinen privaten Gebrauch teurer als die „üblichen Verdächtigen“, jedoch denen bei Weitem überlegen. Eine bessere Alternative zu diesem Setup gibt es aus meiner Sicht derzeit nicht – noch nicht, aber wer weis was noch kommen wird…

UPDATE

Wie bereits erwähnt, nutze ich dieses Setup mit der FiLMiC Pro App für iOS. Seit dem letzten Update unterstützt FiLMiC Pro nun Funktionen des MOVI und kann diesen nativ aus der App heraus steuern. Und vice versa, kann man so nun mit den Bedienelementen des MOVIs die FiLMiC Pro App bedienen.